Monday, May 07, 2007

Die Come In Studie im Fernsehen

PB Wissenschaft und Bildung / Redaktion Medizin
Redaktion Medizin, Floriansmühlstr. 60, D-80939 MÜNCHEN


Leitung: Dr. Silke Yeomans

Sendereihe: Die SPRECHSTUNDE: Magazin

Sendedatum: BFS 14.05.2007 20.15-21.00 Uhr

Wiederholung: BFS 15.05.2007 11.45-12.30 Uhr

Redaktion: Björn Christoph Bugl

Moderation: Dr. Antje Katrin Kühnemann
Filmautoren: Annette Bögelein, Manfred Schramm, Kai Schubert,

Bernd Thomas

Gesprächspartner:

Prof. Dr. Martin Middeke

Deutsche Hochdruckliga

Osterwaldstraße 76 A

80805 München

Dr. Johanna Barbara Sattler

München

Hinweise:

Im Internet:
www.br-online.de/sprechstunde

E-Mail:
sprechstunde@br-online.de

Themen der Sendung:

  • Compliance – Wenn Therapietreue zum Fremdwort wird
  • Chronomedizin – Leben nach der inneren Uhr
  • Tetanusschutz-Impfung
  • Leicht von der (linken) Hand?
  • Salat: Gesund - aber anders als gedacht!
  • Schmauen: Gesund und schlank durch „Langsam kauen“

Compliance – Wenn Therapietreue zum Fremdwort wird

Autor: Bernd Thomas

Frühling, das ist die Zeit der Liebe. Dass der Blutdruck dabei steigt, ist ganz natürlich – und keineswegs ungesund! Spätestens dann, wenn es darum geht den Bund fürs Leben zu schließen, ist er wieder oben, der Blutdruck: Kein Wunder, denn Treue für ein ganzes Leben wird an diesem Tag gelobt. Auch das ist nicht ungesund.

Aber mit den Jahren beginnt bei den einen die Treue zu bröckeln, bei anderen die Gesundheit und bei vielen beides. Rund der Hälfte aller Deutschen droht Bluthochdruck als chronische Erkrankung. Rechtzeitig erkannt und behandelt, lässt sich das Risiko ernster Folgen deutlich reduzieren. Und schon wieder geht es um Treue. Diesmal um die Treue der Patienten zu ihrer Therapie oder medizinisch ausgedrückt „Compliance“ und „Adherence“. Aber daran hapert es gewaltig!

Die Zahlen sind alarmierend, die möglichen Folgen dramatisch: Schlaganfall und Herzinfarkt. Gerade einmal ein Viertel der Patienten weisen zufriedenstellende Werte auf. Ein Problem, das neben den persönlichen auch ernste gesellschaftliche Folgen hat. Wie können Patienten motiviert werden? Welche Rolle kommt dabei den Ärzten zu? Schätzungen zufolge lösen rund fünf Prozent der Patienten ihre verordneten Rezepte erst gar nicht ein. Und weiter geht es mit den niederschmetternden Fakten:

Viele Patienten sind stark verunsichert, was die Vielfalt an Präparaten, deren Wirkung und vor allem mögliche Nebenwirkungen betrifft, und fühlen sich nur ungenügend aufgeklärt und begleitet.

Die Folge: „Drug-Holidays“, mehrtägige Unterbrechungen bei der Einnahme, selbstständiges Verändern und Experimentieren bei der Dosierung und natürlich Vergesslichkeit. Besonders bedenklich: Fast die Hälfte aller Patienten bricht die Therapie nach rund einem Jahr ganz einfach ab. Ohne Rücksprache mit dem Arzt. Der hat oft wenig Zeit, seine Patienten weiter zu motivieren und natürlich keinerlei Kontrolle über das Verhalten seiner Patienten bezüglich der Therapie. Und die Patienten selbst denken nicht daran, welche Folgen ihr Verhalten für sie ganz persönlich haben kann. Denn den Bluthochdruck spürt man nicht und die Folgen kommen oft erst Jahre später.

Heute sehen Wissenschaftler das Problem der Therapietreue differenziert. Nicht nur das Verhalten und die Motivation der Patienten muss verändert werden, auch die Rolle und das Verhalten der Ärzte wird in diesem Zusammenhang neu bewertet.

Im Idealfall gehen Arzt und Patient eine Therapiegemeinschaft ein und sind sich therapietreu, d. h. sie sind adherent. Der Patient ist bereit, den ärztlichen Anweisungen zu folgen und der Arzt hat die Bereitschaft, therapeutische Anweisungen und Strategien auf die Möglichkeiten und Wünsche des Patienten abzustimmen. Die Einnahme der richtigen Medikamente in der richtigen Anzahl zum richtigen, vom Arzt vorgeschriebenen Zeitpunkt wird auch als „Patient Medication Compliance / Adherence“ bezeichnet.

In einer Studie, die in Ebersberg durchgeführt wurde, sollte untersucht werden, wie die Therapietreue bei Patienten verbessert werden kann. Profitieren können dabei viele, in erster Linie die Patienten, die Ärzte und natürlich auch die Krankenkassen. Denn den einen bleiben eventuelle Schicksalsschläge und der erhebliche Verlust an Lebensqualität erspart, den anderen enorme Kosten.

Ziel war, den Patienten ein besseres Verständnis der Erkrankung und Therapie zu vermitteln und somit ihre Motivation zu stärken, um der Therapie auch wirklich treu zu bleiben. Dazu gehörte auch, dass der Arzt genau und realistisch über Wirkung, Latenzzeit und mögliche Nebenwirkungen der Medikamente informieren sollte. Unterstützt wurden alle Maßnahmen durch ein ganzes Bündel an konkreten Hilfestellungen.

Ebenfalls neu war die Tätigkeit von Hypertonie-Assistentinnen, die sich in regelmäßigen Abständen mit den Patienten trafen, um über konkrete Probleme zu sprechen. Besonders für Patienten, die noch im Berufsleben stehen, sind diese Treffen wichtig. Denn im hektischen Berufsalltag fällt es schwer, die Lebensweise auf die neuen Gegebenheiten dauerhaft umzustellen. Die Ärzte waren damit entlastet und die Patienten fühlten sich aufgrund der umfassenden Beratung und begleitenden Unterstützung zufriedener als zuvor.

Diese erfreuliche Entwicklung spiegelte sich auch in konkreten Zahlen. Insgesamt konnten die Blutdruckwerte der Patienten um rund 10mmHg gesenkt werden. Ein Erfolg, der hoffen lässt, dass möglichst viele der konkreten Maßnahmen, die sich in der COME IN Studie bewährt haben, den Weg in die tägliche Praxis finden.

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