Monday, August 07, 2006

Die transitorisch ischämische Attacke (TIA) – ein medizinischer Notfall

Ärzteinformation zu dem Artikel von Prof. Dr. Dirk Sander und Prof. Dr. Bastian Conrad im Deutschen Ärzteblatt (2006; 103 (30):A2041-2046) vom 28.07.2007
(http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/artikel.asp?src=heft&id=52238).

Eine TIA (transitorische ischämische Attacke) ist ein plötzlich auftretendes fokales neurologisches Defizit von weniger als 24 Stunden Dauer und vaskulärer Genese, bedingt durch eine Durchblutungsstörung im Bereich des Gehirns oder Auges.

Patienten mit einer TIA werden häufig wegen ihrer nur flüchtigen fokal-neurologischen Symptomatik verzögert und inkomplett diagnostiziert, obwohl innerhalb eines Jahres bis zu 15 Prozent dieser Patienten einen manifesten Schlaganfall erleiden. Andererseits gehen 15 bis 26 Prozent aller Schlaganfälle eine TIA als Warnsymptom voraus; so bietet sich die Möglichkeit, frühzeitig diagnostische Schritte und eine effektive Sekundärprävention einzuleiten.


Rothwell und Mitarbeiter aus Oxford entwickelten kürzlich einen klinischen Score (ABCD-Score basierend auf Alter, Blutdruck, Dauer und Art der Symptomatik), der auch in der Praxis einfach zur Kurzzeitrisikoabschätzung innerhalb der ersten sieben Tage für einen Schlaganfall nach TIA eingesetzt werden kann: Basierend auf vier klinischen Parametern, die zum Zeitpunkt der Vorstellung durch Untersuchung und Anamneseerhebung erhoben werden, können maximal 6 Punkte erreicht werden. Patienten mit 5 und mehr Punkten haben ein deutlich erhöhtes Risiko in der ersten Woche nach der TIA einen Schlaganfall zu erleiden.





Angesichts der neuen klinischen Befunde mit einem hohen Schlaganfallrisiko innerhalb der ersten 48 h nach einer TIA und ungünstigem Langzeitrisiko auch für kardiale Ereignisse, insbesondere bei Patienten mit einem ABCD-Score > 5 sollte jede TIA ernst genommen und unverzüglich einer adäquaten Diagnostik – idealer Weise unter Berücksichtigung moderner kernspintomographischer Verfahren (DWI) – und Therapie zugeführt werden.

Fazit für die Praxis
Die TIA stellt einen medizinischen Notfall dar: Das Risiko für einen Schlaganfall nach einer TIA ist insbesondere in der Akutphase (3,9 bis 5,5 Prozent innerhalb von 48 h, 10,5 bis 12 Prozent nach einem Monat) hoch. Daher ist ein Monitoring in der Akutphase, eine rasche ätiologische Abklärung und die Einleitung einer sich an Risikofaktoren orientierenden Sekundärprävention wesentlich, zumal effektive Behandlungsoptionen (beispielsweise TEA bei Karotisstenose, Antikoagulation bei Vorhofflimmern sowie Thrombozytenfunktionshemmer [TFH]) verfügbar sind. Eine Bildgebung muss zum Blutungsausschluss vor der Gabe von Antikoagulanzien oder TFH erfolgen. Das Kurzzeitrisiko nach einer TIA kann durch den ABCD-Score einfach und schnell abgeschätzt werden.

Dr.(I) Ulrich Huntgeburth

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