Friday, July 28, 2006

Marcumar oder ASS - was geben Sie beim nicht-valvulären Vorhofflimmern in der Praxis?

Lieber Herr Doktor, liebe Frau Doktor,

das Rattengift nehme ich nicht.

Wie oft hören wir dies oder ähnliches in unserer Praxis.

Patienten mit nicht-valvulärem Vorhofflimmern sind das tägliche Brot in der Allgemeinarztpraxis.
Nicht immer kommen die Patienten mit den typischen Symptomen.
Oft sind es auch Zufallsbefunde im Rahmen einer EKG-Untersuchung bei scheinbar Gesunden.

Das Vorhofflimmern ist die häufigste kardiale Rhythmusstörung. Seine Inzidenz steigt mit dem Alter. Personen unter 60 Jahren haben eine Prävalenz von unter 1 %, jedoch Patienten über 80 Jahren immerhin über 10%.
Entsprechend steigt das Schlaganfallrisiko mit dem Alter bis zum Fünffachen.

Aber braucht jeder unserer Patienten wirklich Cumarin oder reicht nicht auch ASS? Ist das Blutungsrisiko wirklich so hoch?

Wie kommen wir zu einer vernünftigen Abwägung zwischen Blutungsrisiko und Risiko eines Schlaganfall oder eines anderen thromboembolischen Ereignisses?

In Deutschland erhalten nur 30-50% der für eine Antikoagulation mit Cumarin geeigneten Patienten eine entsprechende Therapie. Das liegt einerseits an der Angst der Patienten aber auch an einer oft falschen Einschätzung des behandelnden Arztes bezüglich des Nutzen-Schaden Verhältnisses.

Die Bedenken der Patienten sind natürlich verständlich aber doch meistens überzogen. Es ist die Aufgabe des Hausarztes anhand des Risikoprofils des individuellen Patienten die Entscheidung für und wider einer Cumarintherapie zu machen und dem Patienten verständlich darzulegen.
Diese Entscheidung ist nicht immer leicht, denn es gibt durchaus Kriterien, welche schwer objektivierbar sind wie fehlende Compliance oder mental unzureichende intellektuelle Fähigkeiten.

INVADE, eine Initiative zur Prävention von Schlaganfall und Demenz im Landkreis Ebersberg hat zu dieser Fragestellung das Deutsche Institut für evidenzbasierte Medizin (DiEM) beauftragt, randomisierte kontrollierte Studien zu durchforsten.

Dadurch entstand ein Review, welches unter Berücksichtigung des individuellen Embolie und Blutungsrisiko eine fundierte gemeinsame Entscheidungshilfe für Ärzte bietet.

Zudem wurde für Patienten eine Patienteninfo als Faltblatt in allgemein verständlicher Form entworfen.

Dieses geschah mit Hilfe der AOK, welche auch dieses Review dankenswerterweise finanziert hat.

Das Review sowie die Patienteninfo kann auf unserer Internetseite
www.invade.de heruntergeladen werden und wird sicherlich ein nützliches Tool in der täglichen Praxis sein.

Ihr

Dr. U. Huntgeburth

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